Regionalarchiv

Im Jahr 2019 haben sich, nach Initiative von Christof Thöny, die Stadt Bludenz sowie die Gemeinden Bürs und Nüziders für die Entwicklung eines Regionalarchivs als koordinierende Stelle für jegliche Fragen des Archivwesens und der Auseinandersetzung mit Geschichte im Rahmen eines LEADER-Projektes zusammengeschlossen. Die Ausgangssituation in den drei Gemeinden ist dabei sehr ähnlich. Es herrscht akuter Handlungsbedarf in der Betreuung und Aufarbeitung der Bestände, um den rechtlichen Vorgaben des Vorarlberger Archivgesetzes von 2016 zu entsprechen und die Erforschung der lokalen und regionalen Geschichte zu ermöglichen. Das Regionalarchiv soll dazu als zentraler Punkt für die Bewahrung des kulturellen Erbes fungieren. Der Anspruch und das Ziel ist nicht nur die sichere Aufbewahrung und Zugänglichkeit von Kulturgut, sondern auch das Schaffen einer modernen Servicestelle und professionelle Strukturen. Diese Ergebnisformulierung erlaubt es, konkret auf die Voraussetzungen der einzelnen Archive einzuwirken. In diesem Kontext wurden seither die Bestandsaufnahme erstellt, eine Exkursion ins Bregenzerwaldarchiv durchgeführt sowie das Konzept ausgearbeitet und vorgestellt. Gleichzeitig konnten bereits Maßnahmen der Aufarbeitung und Betreuung umgesetzt werden.
Im Jahr 2020 erfolgte eine umfangreiche Bestandsaufnahme der drei Archive. Dabei wurden die wesentlichen Aspekte in Bezug auf die Archivräumlichkeiten, das vorhandene Archivgut, Archivpersonal und die Möglichkeiten zur Einsichtnahme für Besucherinnen und Besucher analysiert. Gleichzeitig erfolgten Gespräche mit Archivverantwortlichen und –experten über die bisherige Handhabe und Verantwortlichkeit sowie das vorhandene Potential für die historische Forschungswelt.

Als Ergebnis wurde ersichtlich, dass für das Bludenzer Archiv räumliche Kapazitäten geschaffen werden müssen, die vorhandenen Räume in Bürs und Nüziders jedoch ausreichen und nur kleinere Umstrukturierungen benötigen. Somit ist von einem dezentralen Regionalarchiv auszugehen, dessen Zusammenarbeit auf den gemeinsamen, dauerhaften personellen Ressourcen fußt. Die Archivbestände selbst sind äußerst umfangreich und umfassen in mehr als 2000 Schachteln Akten aus dem Zeitraum vom 16. bis ins 21. Jahrhundert. Das vorhandene Archivgut besteht größtenteils aus behördlichen Dokumenten, aber auch einzelne kleinere und größere private Nachlässe und alte Fotos fanden den Weg ins Archiv. Dieses Kulturgut ist recht unterschiedlich erschlossen und bedarf einer aktualisierten Erfassung über ein entsprechendes digitales System.

Für die weitere Zusammenarbeit – das LEADER-Projekt endet mit 30. September 2022 – gilt es nun die rechtlichen Rahmenbedingungen festzulegen. Im Zeitplan ist dazu eine vertragliche Vereinbarung noch vor dem Projektende vorgesehen. Zugleich werden die Bestandsaufarbeitung und die räumlichen Verbesserungen weiter fortgesetzt. Ein weiterer Arbeitsfokus liegt auf der im Konzept formulierten Optimierung und der Einführung von klaren internen Strukturen und Arbeitsabläufen im Zusammenspiel mit den jeweiligen Verwaltungen. Zudem zählen Öffentlichkeitsarbeit, Besucherbetreuung, Vernetzungsarbeit und Forschungsförderung zum Aufgabengebiet im Archiv, das in Zukunft vermehrter Aufmerksamkeit bedarf.

Durch die Zusammenarbeit der drei Gemeinden wird das vorhandene Potential des kulturellen Erbes in den Archiven gestärkt. Es geht um die Sammlung und den Erhalt von Wissen sowie der Förderung des Zugangs dazu. Es soll ein Kompetenzzentrum für regionale Geschichte entstehen, das längerfristig besteht und auch für andere Regionen beispielhaft wirkt. Das umfangreiche Arbeitsspektrum kann durch diese Kooperation bewältigt werden und eine zentrale Kompetenzstelle entsteht.

Stefan Stachniß, MA

Stadtarchiv Bludenz

Werdenbergerstraße 42
6700 Bludenz